Verdrehte Geschosse, lichte Architektur und Hähnchen
Architektonisch und bautechnisch - Anspruchsvolles für Fast-Food-Kette
LOGO.3-Schalung für innerstädtische FirmenzentraleDas innerstädtische Hähnchen hat es gerne modern. Das Ruhrgebiet ist die Heimat unterschiedlichster Restaurationen, vom Gourmettempel bis zur Pommesbude. Manchmal soll es eben Hühnerfleisch sein, ob zum Salat oder zwischen Brötchenscheiben, aber aus dem Auto aussteigen will man oft nicht. Dann fährt man zu Mr. Chicken.
In Gelsenkirchen entsteht zurzeit ein repräsentativer Neubau – nicht nur als Restaurant und Drive-In, sondern auch als Firmenzentrale.
Moderne Dienstleistungsunternehmungen, die auf Laufkundschaft angewiesen sind, brauchen zwingend drei Voraussetzungen für den Erfolg: Lage, Lage und Lage. Die Baz GbR aus Gelsenkirchen entschied sich daher, ihr Restaurant und Drive-In mit bester Verkehrsanbindung an der B 227 auf der Ecke Munscheidt- und Dessauerstraße in Gelsenkirchen zu errichten, ganz in der Nähe des Hauptbahnhofs. Ebenso sollte noch die Firmenzentrale hier einziehen sowie weiterer Raum zur Verfügung stehen. Das 3.700 m² große Grundstück ist gut einsehbar; hier werden Parkplätze entstehen. Die Architekten von ArchiFactory.de (Gelsenkirchen) entwickelten ein markantes, solitär stehendes Gebäude. Es hat einen asymmetrischen sechseckigen Grundriss auf 30 x 25 Meter. Jedes der insgesamt fünf Stockwerke ist unregelmäßig gegen die anderen versetzt und hat eine raumhohe Glasglanzfassade.
Der Realisierung dieser beileibe nicht alltäglichen Aufgabe stellte sich die Gebr. Brun Bauunternehmung GmbH (Heiden).
ArchiFactory.de: So wird sich das Gebäude bald darstellen
Fundamente
Am 27. Oktober 2009 begannen die Rohbauarbeiten. Auf einem Schotterbett ruht die 80 cm dicke, 530 m² große Fundamentplatte aus 380 m³ Beton, in denen 80 Tonnen Armierung stecken. Geschalt wurde mit der LOGO.3 von PASCHAL.
Wegen Frost mussten die Arbeiten im strengen Winter 2009/2010 für 12 Wochen eingestellt werden.
Fortgeschrittene Architektur und Bautechnik
Unterzüge als Deckentragelemente waren nicht gewünscht. Stattdessen tragen Stahlbetonsäulen die Lasten ab. An wenigen Stellen wurden Überzüge eingerichtet.
Offensichtliche Klimaschächte sind out – in dagegen ist die thermische Bauteilaktivierung, bei der ganze Hausbestandteile (z.B. Fußböden, Wände; hier jedoch die Decken) gleichermaßen als Heizung wie Kühlung funktionieren. Letzteres ist geradezu Pflicht, da die Fassade größtenteils aus Glaselementen besteht, was im Sommer ein Aufheizen der Räumlichkeiten fördert.
Kern des Gebäudes ist das aus Ortbeton gegossene, unverwechselbare Treppenhaus. Es reflektiert die rotierten Etagen, wobei jeder einzelne Treppenumlauf eine andere Form hat.
Schalung und Schalungsplanung
Da jedes Stockwerk eine eigene Form bildet, welche gegen die anderen horizontal verdreht wurde, musste jedes Stockwerk eigens verplant und verschalt werden. Deckenvorsprünge, interne Winkel, Grundstücksgrenzen und eine fordernde Statik machten daraus ein anspruchsvolles Werk.
Schon vor Arbeitsbeginn wurden daher alle Arbeiten mit dem Lieferanten von Schalung und Schalplänen, dem PASCHAL-Vertragshändler Elvermann GmbH (Dorsten-Lembeck), abgesprochen und ein letztlich sehr erfolgreiches Konzept entwickelt.
Sämtliche Wände wurden mit der LOGO.3-Schalung erstellt, die komplizierteren und kleinteiligeren Bereiche mit der Raster/GE Universalschalung, beide von PASCHAL (Steinach).
Geschäftsführer Michael Brun: „Die kleinen Vielecke konnten aufgrund der sehr guten Abstufung der Raster Schalung problemlos geschalt werden.“
Baustützen, H20-Trägern und Schalplatten bildeten die Deckenschalung, während die Betonpfeiler mit Rundstützen-Pappschalung erstellt wurden.
Je Decke wurden 500 m² Deckenschalung eingesetzt. Aufgrund der effizienten Taktplanung brauchte die Brun GmbH nur 340 m² Wandschalung und kam schnell voran.
Verbaut wurden 650 m³ C30/37-Beton für die Decken, 250 m³ für die Wände sowie 240 Tonnen Bewehrungsstahl.
LOGO.3-Systemschalung
Aufgrund ihrer ausgewogenen Elementsortierung unterschiedlichster Breiten von 2,40 Meter bis zu 1 cm schmalen Ausgleichsteilen sowie ihrer Höhen von 3,40 bis 0,75 Meter (wobei bis 0,20 Meter schmale Elemente auch liegend eingebaut werden können) ist sie ein überdurchschnittlich flexibles System, das für die meisten Anwendungen die beste Lösung liefert. Arbeits-, material- und zeitraubende bauseitige Beischalarbeiten werden damit vermieden.
Sie hat eine zulässige Frischbetonaufnahme von 70 kN/m² nach DIN 18218 und besteht aus einem robusten, 5 mm starken, hochfesten, profilierten Flachstahlrahmen, der sie unempfindlicher, langlebiger und reparaturfreundlicher als vergleichbare Systeme macht und die Ebenheitstoleranzen der DIN 18202, Tab. 3, Zeile 6 erfüllt.
Städtebauliche und architektonische Konzeption
Das 3.700 m² große Grundstück liegt an der vierspurigen Südeinfahrt von Gelsenkirchen. Das Umfeld wird bestimmt von fragmentierten Ausläufern der Blockrandstruktur von Gelsenkirchen-Ückendorf, dem heterogenen Rand eines Großmarktareals sowie eines kleinen Parks. Das Stadtbild ist geprägt von Rückfassaden, Anbauten und Reihenhäusern. Die plastische Struktur der neuen Firmenzentrale hebt sich hiervon deutlich ab. Die südliche Stadtgrenze wird charakteristisch mitgestaltet.
Architekt Matthias Herrmann: „Der polygonale Grundriss und die gegeneinander versetzten Geschossebenen bestimmen den Entwurf. Seine Symmetrielosigkeit nähert sich der Kreisform an, einen auf sich konzentrierten Ort, der dennoch kollektive Assoziationen weckt. Zugleich zeichnen die versetzten Ebenen in gewisser Weise die alten Kohleschichten der Region nach. Der Bau wird zum symbolischen Gefäß für die verlorene Geschichte der Stadt.“
Aussichten
Die Baustelle wurde unter allgemeiner Zufriedenheit abgeschlossen. Das Richtfest wurde am 9. Juli 2010 gefeiert. Gäste waren u.a. der Oberbürgermeister von Gelsenkirchen, Frank Baranowski, sowie Rudi Assauer. Durch die Veranstaltung führte der Sportmoderator Werner Hansch. Der Innenausbau hat zeitgerecht begonnen.