Das Schalungs-Wettrennen
4 Monate Zeit für ein 10-Monats-Projekt
LOGO.3-Schalung für Gubenwasser-ReinigungsanlageGemeinhin gilt: Je größer ein Bauprojekt, umso mehr Vorbereitung braucht es. Ganz anders jedoch waren die Verhältnisse für die Umwelttechnik & Wasserbau GmbH Geschäftsbereich Sachsen-Anhalt / Berlin / Brandenburg mit Sitz in Ermsleben, die im Mai 2009 den Zuschlag für den Bau einer großen Grubenwasser-Reinigungsanlage auf etwa 200 x 200 Meter bei Leipzig erhielt. Bereits am nächsten Tag rückten die Maschinen aus. Auch gilt: Je größer ein Bauprojekt, desto länger braucht man in der Vorbereitung um alle Arbeitsvorgänge effizient zu planen. Die Rohbauarbeiten für ein Vorhaben wie das vorliegende würden normalerweise auf acht bis zehn Monate projektiert. Die MIBRAG, die Mitteldeutsche Braunkohlen-Gesellschaft mbH, wollte den Rohbau jedoch schon nach vier Monaten abgeschlossen wissen, damit die Anlage im März 2010 in Betrieb gehen kann. Die Arbeiten auf den Tagebauen und damit zahlreiche Arbeitsplätze hängen davon ab.
Warum eine Reinigungsanlage?
Die tief liegenden Braunkohleschichten sind weit unterhalb des Grundwasserspiegels. Damit der Tagebau überhaupt möglich ist, gibt es im Umfeld zahlreiche Brunnen. Hierdurch wird der Grundwasserspiegel weiträumig gesenkt. Würde man die Pumpen abschalten, stünden alle Tagebaue bald unter Wasser.
Die entnommenen Wässer können nicht einfach in den nächsten Vorfluter entsorgt werden. Der Grund sind die strengen Umweltauflagen. Da die Grubenwässer nicht nur zahlreiche Schwebstoffe enthalten, sondern auch einen pH-Gehalt von 3 bis 3,5 haben, sind diese Auflagen nur zu verständlich.
Sämtliches Grundwasser der Tagebaue Vereinigtes Schleenhain sollen in die neue Anlage geleitet werden. Das Funktionieren derselben ist somit Voraussetzung für den Tagebaubetrieb.
Das Schalungsrennen beginnt
Doch selbst ein leistungsfähiger Bauausführer wie die U&W stößt mit einem solch eiligen Vorhaben an die kapazitiven Grenzen. Daher wurde der Bau dreier große Absetz- und dreier kleinere Eindicker-Becken samt Pumpenhäusern an Subunternehmer weitergereicht. Die U&W konzentrierte sich auf die Kernstücke: das zentrale Maschinenhaus, das Einlaufbauwerk mit der Chemischen Reinigung und die Kalkungsanlage, auf einem Baufeld von ca. 100 x 100 Meter.
Fundamente
Tragfähige Sande und Kiese bilden den Untergrund. Darauf liegen als Flachgründung 75 Zentimeter starke Bodenplatten mit aufgehenden Wänden. Als Schalung wurde die LOGO.3 von PASCHAL eingesetzt. Beton war C12/15.
Schalungsplanung
U&W-Arbeitsvorbereiter und Schalungsplaner Jens Rabenau entwickelte die Schalpläne selbst. Er verwendete dabei die Software PPL (PASCHAL Plan light) in der aktuellen 9.0-Version. Die großzügige Rechteckarchitektur versprach keine besonderen Probleme – doch Höhensprünge sowie unterschiedliche Betongüten und der Zeitdruck machten dem den Garaus. Bauleitung, Poliere, Arbeitsvorbereitung sowie PASCHAL-Fachberater Dipl.-Ing. Ralf Rösel setzten sich jede Woche zusammen, um die künftigen Arbeiten und die Lieferungen des Schalungs-Lieferanten miteinander abzusprechen.
Das zentrale Maschinenhaus hat einen Grundriss von 30,40 Meter Länge und 12,00 Meter Breite. Jeweils 4,00 Meter liegen dabei über GOK und als Kellergeschoss auch 4,00 m unterhalb der Erdoberfläche. Das Dach wird aus Dachkassetten auf Betonfertigteilstützen erstellt.
Das Einlaufbauwerk ist 4,80 Meter breit und 25,42 Meter lang bei 5,55 Metern Höhe.
Die chemische Reinigungsstufe ist 41,30 Meter lang bei 16,60 Metern Breite und 5,95 Metern Höhe; bestehend aus 4 Längs- und 8 Querachsen.
Bauausführung
Bauleiter Dipl.-Ing. Camillo Jasper charakterisiert das Besondere an dieser Baustelle in der Realisierung in allerkürzester Zeit: „Wir haben hier die höchstmögliche Baugeschwindigkeit überhaupt bei einer parallel laufenden Fein- oder Werksplanung. Planung und Bauausführung gehen Hand in Hand!“ Im Vergleich zu herkömmlichen Baustellen wird hier mindestens mit doppelter Geschwindigkeit gefahren; es sind ausschließlich qualifizierte Leute und eingespielte Teams im Einsatz.
Schalungsplaner Jens Rabenau: „Damit die Baustelle nicht in einer Materialschlacht ausartet, müssen alle Einsätze genau koordiniert werden.“
Summarisch werden 350 Tonnen Stahl und 2.300 m³ WU-Beton C30/35 verbaut.
Schalung
Die U&W hat einen eigenen Schalungspark aus dem Hause PASCHAL, mit dem bisher Brücken, Kläranlagen, Trinkwasser- und andere Projekte erfolgreich errichtet wurden. Trotz des eigenen Schalungsparks wurden für den Bau der Grubenwasser-Reinigungsanlage zahlreiche Schalungselemente beim Dienstleister und Hersteller PASCHAL gemietet. Das eingesetzte Schalungssystem war auch hier LOGO.3. Laut Jens Rabenau wurden so gut wie alle Elementhöhen verwendet: 0,75 / 0,90 / 1,35 / 2,40 / 2,70 / 3,40 Meter. Über 2.000 Quadratmeter Wandschalung (!) waren gleichzeitig im Einsatz und forderten eine wohlgeplante Logistik. Dazu kamen 400 Quadratmeter Deckenschalung.
Sichtbeton
Auf Grund des geringen PH-Wertes der Sumpfungsgewässer werden die Flächen des Einlaufbauwerkes und teilweise der Chemischen Reinigung, die mit diesem Medium in Berührung kommen, mit einer PE-HD Auskleidung versehen. Die Sohlen in der Chemischen Reinigung erhalten einen säurebeständigen Fliesenbelag.
Der Rest der Innenwandungen muss, um die chemische Angreifbarkeit zu minimieren, die höchsten Sichtbetonanforderungen erfüllen, nämlich eine glatte, fugen- und abdrucklose Oberfläche. Dies wird mit direkt auf der Schalhaut befestigten Betonplan-Platten erreicht.
Aussichten
Der plan- und termingerechten Erstellung des Gebäudes steht im Moment nichts entgegen. Das Rennen gegen die Zeit wird gewonnen!