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23.09.2009

Steuergelder gespart, Nerven von Bahnnutzern geschont

Flaggschiffe deutscher Technik im Kinzigtal

LOGO-Wandschalung von PASCHAL für Fundamente und Brückenrahmen

Kaum jemand hat sie je beachtet: Eine kleine Eisenbahnüberführung mitten in Steinach (Baden) im schönen Kinzigtal, an einer wenig befahrenen Nebenstraße. Es gibt überall Punkte, die den Blick bereitwilliger auf sich lenken, die Landschaft beispielsweise, die jährlich unzählige Besucher anzieht.

Doch genau hier verläuft die Hauptstrecke durch den Schwarzwald, von Offenburg im Rheintal in Richtung Bodensee; täglich verkehren zahlreiche IRE.

Die Brücke litt nach langen Jahrzehnten starken Gebrauchs an Abnutzungsspuren und sollte erneuert werden. Es drohten dramatische verkehrstechnische Probleme. Durch ein besonderes Bauverfahren sollen nun die Nerven von Tausenden von Bahnnutzern geschont und dem Steuerzahler einige Millionen Euro erspart werden.

Baustelle Bahnunterführung mit PASCHAL Schalung LOGO.3

Steinach (Baden):

Im Moment ist es eine unscheinbare Baustelle: sind es gerade mal 12 mal 13 Meter, an der die Bauarbeiten stattfinden. Doch neuralgische Punkte dürfen niemals unterschätzt werden.

Die Vössing Bau GmbH (Bochum) erhielt den Auftrag der Deutsche Bahn Netz AG (Karlsruhe), die Bahnüberführung zu bauen, nachdem sie ein Konzept vorgelegt hatte, das alle anderen ausstach. Zunächst war nach bewährter Methode vorgesehen, zwei Hilfsbrücken auf Bohrträgerverbau zu errichten und danach erst die alte Brücke abzureißen und die neue zu errichten, während der Schienenverkehr teilweise eingleisig und mit langen und starken Verzögerungen hätte passieren können; es wäre sehr starker Schienenersatzverkehr vonnöten gewesen.

Das Konzept der Vössing Bau jedoch sieht vor, neben der alten Brücke Fundamente für eine neue zu errichten, auf diesen Fundamenten einen stabilen Brückenrahmen zu erstellen, und dann, während der Bahnverkehr bislang vollkommen unbelastet war, in einer konzertierten Aktion die alte Brücke abzureißen und die neue an die Stelle der alten zu schieben.

Die DB Netz AG zeigte sich von diesem Plan überzeugt: Es werden nicht nur mehrere hunderttausend Euro an Baukosten eingespart, der Schienenersatzverkehr minimiert, sowie der Bevölkerung und den regionalen und überregionalen Bahnkunden wochenlange Belastungen erspart; auch die Schonung volkswirtschaftlicher Werte durch verhinderte Staus und gefährliche Situationen auf der B 33 ist erheblich.

So weit jedenfalls war der Plan. Wie aber ist es in der Wirklichkeit?

Rohbau

Die ersten Vorarbeiten begannen im März 2009. Genau an dieser Überführung kommen sämtliche Leitungen eines ganzen Stadtteils zusammen, was für die Bauausführung zwar keine Schwierigkeiten darstellt, jedoch besondere Umsicht erfordert: Die Leitungen der Stadtwerke (Strom, Wasser, Abwasser) und der Telekommunikation durften ebenso wenig beschädigt werden wie die Hochdruck-Gasleitung, die das Kinzigtal durchzieht.

Betonierung der FundamenteAm 20. Juli 2009 begannen die Rohbauarbeiten. Zwischen Bahndamm, Zufahrtswegen und Wohnbebauung drängten auch noch anstehende Felsen des Hausberges von Steinach, dem Kreuzbühl, die einen Einsatz großer Geräte verhinderten. Es musste, um die Tragfähigkeit der Fundamente zu garantieren, ein Bodenaustausch bis auf den Felsgrund durchgeführt werden.

Am 19. August wurden die Fundamente betoniert. Die Uhl Kies- und Betongesellschaft (Hausach) lieferte mit 9 Transportbetonmischern, die jeweils 8 Kubikmeter Beton (= jeweils 19 Tonnen) tragen können, insgesamt 72 Kubikmeter Beton C 30/37 für den Ingenieurbau. Mittels einer fahrbaren Großmast-Betonpumpe wurden diese schnell und problemlos eingefüllt. Alois Faist ist stolz auf seine M42 Putzmeister-Pumpe auf einem MAN-Gestell: "Mit 42 Meter ausfahrbarer Höhe ist dies ein Flaggschiff im Kinzigtal!", meinte er. Zwischen Freiburg, Bodensee, Ulm, Heidelberg und Karlsruhe gäbe es kein größeres Gerät.

Betonmischer auf der Baustelle im Einsatz
Die Putzmeister-Betonpumpe schluckt 9 volle Ladungen Frischbeton, die die großen Betonmischer aus Hausach heranschafften, alleine für das Fundament. Der 42-Meter-Ausleger speit die schwere, nassgraue Masse ganz genau dorthin, wo sie hinmuss.

7 Tonnen Bewehrungsstahl wurden in die Fundamente eingebaut.

Vössing-Polier Werner Zickler sowie Projektleiter der DB Projektbau Dipl.-Ing. Fadil Gündüz ist mit dem bisherigen Verlauf sehr zufrieden.

Im Moment härtet der Beton der Fundamente aus. Die Vorarbeiten für das Errichten des Brückenrahmens haben jedoch schon begonnen, die Schalung liegt bereits an der Baustelle.

Schalung

Für die Fundamente wurde die Logo.3-Systemschalung aus dem Hause PASCHAL verwendet. Wo es möglich war, wurden einhäuptig 2,70 x 0,90 Meter große Midi-Elemente eingesetzt, jedoch liegend verwendet, was Montagezeit ersparte. Die Fundamente sind nicht rechteckig, sodass serienmäßige Winkel-Außenecken verwendet wurden, mit denen fast beliebige Winkel eingestellt werden können.

LOGO.3 als Fundamentschalung
Das polygone Fundament wird mit der Logo.3-Schalung erstellt, die der ortsansässige weltweite Schalungs-Spezialist PASCHAL geliefert hat.

Die Logo.3 wird sogar in Steinach selbst hergestellt, denn in Steinach ist das Stammhaus von PASCHAL, ganz in Sichtweite der Baustelle selbst. Aufgrund des starken, profilierte Flachstahlrahmens ist die Logo.3 verwindungssteif und nimmt satte 70 kN/m² an Frischbetondruck auf – das sind also etwa 7 Tonnen pro Quadratmeter!

Die Logo ist das meistverkaufte Produkt des Hauses und gehört zu den modernsten Systemschalungen überhaupt. Als weltweites High-Tech-Alleinstellungsmerkmal hat sie in den Rahmen integrierte RFID-Transponder, die ein berührungsloses Unterscheiden und Identifizieren mit einem elektronischen Lesegerät ermöglicht; im selben Moment erscheinen auf dem Computer in der Verwaltung sämtliche wichtige Daten des jeweiligen Elements, sodass dieses und alle anderen der Baustelle durch fortschrittliche Software geordnet und verwaltet werden können. Diese Technologie, die es erst seit 2008 gibt, und bei der PASCHAL ebenfalls Weltmarktführer ist, nennt sich PASCHAL Ident. Produzent und Programmierer dieser Technik ist PLANITEC, eine ebenfalls in Steinach angesiedelte Firma.

Höchstspannung am 30. Oktober

Bislang sieht es sehr gut aus für die Baustelle trotz ihrer beengten Verhältnisse, und alles läuft perfekt. Doch die Planung für die nahe Zukunft ist minutiös und mit den Fahrplänen der DB abgestimmt. Exakt am Freitag, den 30. Oktober 2009 um 22:00 Uhr, wird ein großes Team von Spezialisten bereit stehen, um auf einen Schlag mit jenen Arbeiten zu beginnen, die keinerlei Fehler und Verzögerungen dulden.

Sämtlicher Bahnverkehr stoppt. Gleise und Schotteruntergrund werden rückgebaut. Die alte Brücke wird unter Einhaltung von Sicherungsmaßnahmen komplett abgebrochen, das Material sofort fortgeschafft. Neben der alten Brücke steht nun der neue Rahmen, der fast 2.500 Tonnen wiegt. Durch mächtige hydraulische Schieber wird er langsam, doch zentimetergenau an die vorberechnete Stelle geschoben. Der aufgerissene Bahndamm muss nun wieder verfüllt werden. Danach wird ein neues Schotterbett aufgetragen, befestigt, und mit frischen Schienen belegt, die mit den benachbarten unter sprühendem Funkenregen verschweißt werden.

Nur 54,00 Stunden bleiben, das alles zu bewerkstelligen; am Montagmorgen, den 02. November 2009 um 5:00 Uhr morgens, zwei Stunden vor Sonnenaufgang, wenn noch alles stockdunkel ist und nur die Baustelle unter dem gleißenden Flutlicht steht, wird die Zeit ablaufen. Jede Verzögerung bedeutet eine heftige Vertragsstrafe. Die Züge warten schon.

Hintergrund

Moderne Systemschalungen gibt es erst seit wenigen Jahrzehnten. Als einer der Erfinder gilt der Gründer von PASCHAL selbst, Josef Maier (†2004), der 1964 die erste Systemschalung auf den Markt gebracht hat.

PASCHAL hat am Ort etwa 200 Angestellte, 4 Niederlassungen in Deutschland, zahlreiche Dependancen und Standorte im Ausland, sowie Handelsbeziehungen in über 40 Länder der Welt. PASCHAL gehört zu den Top 10 der größten Schalungshersteller weltweit und betreut etwa 10.000 Projekte pro Jahr.

Die Uhl Kies- und Baustoffgesellschaft hat ihren Firmensitz in Hausach (Baden) und feierte dieses Jahr ihr 50-jähriges Bestehen. Das inhabergeführte Familienunternehmen hat 140 Mitarbeiter, 8 Transportbeton- und 4 Kieswerke.

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