Die Schule in der Box
Neubau von neun Institutsgebäuden der Fachhochschule Osnabrück am Standort Lingen (Ems) in einer denkmalgeschützten Eisenbahnhalle
PASCHAL LOGO.3-Wandschalung ermöglicht effizienten Hochschulbau für 2.000 StudentenEin eigenes Dach über dem Kopf zu haben gilt allgemein – und besonders für Studenten – als erstrebenswert. In Lingen (Ems) jedoch ist es eine ganze Fachhochschule mit neun Gebäuden für 2.000 Studenten, die es sich unter einem einzigen Dach bequem macht: das von einer denkmalgeschützten Halle, die ursprünglich für die Ausbesserung von schweren Dampflokomotiven gebaut war.
Lingen (Ems)
Zwei innerstädtische Problemstellungen konnten in Lingen (Ems) gleichzeitig aus der Welt geschafft werden: Das eine war die hinderliche und aufwändige, weil zerrissene Struktur der einzelnen Kleinstandorte der FH Osnabrück, das andere der Verbleib und Nutzung einer sehr großen, seit 1985 nicht mehr gebrauchten, doch unter Denkmalschutz stehenden und daher nicht abrissfähigen Eisenbahn-Ausbesserungshalle am Bahnhofsgelände.
Die Lösung bestand darin, dass man die Halle komplett und aufwändig renovierte und damit Raum schuf, um 9 Einzelgebäude für 2.000 Studenten in dieser unterzubringen.
Die Eisenbahn-Ausbesserungshalle
Gebaut zwischen 1915 und 1919, ist die dreischiffige Halle insgesamt 200 Meter lang, 56 Meter breit und bis 15 Meter hoch. Sie besteht aus 17 Feldern und war, nachdem sie 1985 stillgelegt und 2001 von der Stadt Lingen erworben wurde, mit Gleisen, zahlreichen Einbauten, darunter schwerste Krananlagen, Installationen sowie Sperrmüll zugestellt. Schon 1998 wurden andere Teile der Bahnanlage einer neuen Nutzung zugeführt.
Die Stadt Lingen lobte zusammen mit der FH Osnabrück einen Architekturwettbewerb aus, der von den PlanConcept Architekten aus Osnabrück gewonnen wurde.
2009 endlich begannen die Entrümpelung und die zuvor europaweit ausgeschriebene komplexe Sanierung. Dabei kam auch das seinerzeit größte Rollgerüst Europas zum Einsatz. Etwa 7.000 Quadratmeter Betondecken wurden rückgebaut, die Altlasten im sandigen Boden entfernt.
Eine besondere Aufgabe war die Sanierung von ebenfalls 7.000 Quadratmeter Glasdachkonstruktionen, wobei die Tragkonstruktion vollständig erhalten blieb. Auch die bis 100 Tonnen tragfähigen Krananlagen blieben bestehen, jedoch ohne Funktion.
Nach 1,5 Jahren Sanierung und 12 Millionen Euro Kosten strahlt der wilhelminische Klinkerbau mit der markanten Dachkonstruktion wieder einen angenehmen Charme aus.
Rohbau
Nachdem die Halle entkernt und die Hülle saniert war, begannen am 14. Februar 2011 die Rohbauarbeiten an den neun unterschiedlichen Gebäuden, die teils unterkellert und bis zu drei Obergeschossen hoch sind. Das bauausführende Unternehmen ist die 1936 gegründete Hofschröer GmbH & Co. KG aus Lingen, die Bauleitung hat Assmann Beraten+Planen GmbH (Münster) inne. Die Bausumme macht weitere 30 Millionen Euro aus.
Die – weil in unmittelbarer Nähe der Hallenfundamente – ingenieurtechnisch anspruchsvolle Flachgründung erfolgte unter Wasserhaltung in bis zu 1,80 Meter Tiefe mittels Einzelfundamenten.
Es wurden hierbei die RASTER Universalschalung von PASCHAL sowie Beton der Klasse C25/30 verwendet.
Die langgestreckte Halle hat an ihren schmalen Enden jeweils ein großes Tor, durch das Mobilkräne und andere bis mittelgroße Baustellenfahrzeuge einfahren können.
Die alte Hallenkonstruktion ist ungedämmt und keine Klimahülle, weshalb die zu erstellenden Gebäude energetisch eigenständig sein müssen. Die Zufahrtsmöglichkeiten sollen erhalten bleiben, weshalb die Gebäude an den jeweiligen Enden der Straße aufgeständert werden. Die Gebäude werden größtenteils in Skelettbauweise erstellt.
Außerhalb der Halle werden zwei weitere kleinere Gebäude errichtet.
Die „Hauptstraße“ innerhalb der 200 Meter langen Halle soll auch nach Fertigstellung der Gebäude die zentrale Achse und befahrbar bleiben.
Betonbau
Insgesamt galt es zu schalen: 1.200 m² Streifenfundamente, 1.500 m² Aufzugschächte, 12.600 m² tragende Innenwände. Als Wandschalung wurde die LOGO.3 von PASCHAL eingesetzt, die in den beengten Verhältnissen ihre Vorteile ausspielen konnte, da sie vergleichsweise flach und leicht ist, dennoch stabil und bis zu 70 kN/m² Frischbetondruck aufnehmen kann. Es kamen Elementhöhen bis zu 3,40 Meter in den Einsatz. Die Bauleitung zeigte sich mit den Ergebnissen sehr zufrieden.
Im Inneren der großen, wilhelminischen Eisenbahn-Ausbesserungshalle wurden neun mehrstöckige Gebäude für 2.000 Studenten errichtet. Mobilkräne brachten die Beton-Systemschalung LOGO.3 an ihren Platz.
Die Eingangsportale, deren Stützen sowie die etwa 30 Rundstützen wurden alle in perfekter Sichtbeton-Optik ausgeführt.
Die W. HOFFSCHULTE Nachf. Kassens GmbH & Co. KG (Meppen) lieferte die Schalpläne; die Wandschalung lieferten Hoffschulte sowie die PASCHAL-Niederlassung Gifhorn, welche auch den Schalungs-Fachberater stellte.
Projektierung
Die Rohbauarbeiten wurden im Herbst 2011 pünktlich abgeschlossen. Etwas zeitversetzt wurde auf der Straße gegenüber ein Studentenwohnheim errichtet; eine Mensa befindet sich in Planung. Im Juni 2012 soll das Gebäude schlüsselfertig sein; der Studienbetrieb wird im September 2012 aufgenommen werden.